Der Alltag und der Führerschein

Komischer Titel…richtig!

In den letzten Wochen hat sich der Alltag ein wenig eingeschlichen. Man erkennt auf der Arbeit endlich Unterschiede zwischen den einzelnen Personen (Am Anfang haben die gefühlt alle gleich ausgesehen und auch den gleichen Namen gehabt 🙂 ) und auch die Abläufe werden klarer.

Wie sieht so ein Tagesablauf eigentlich aus?

  • 07:30 Uhr     Antreten (Besprechung der anfallenden Dinge)
  • 07:35 Uhr      Sport
  • 08:15 Uhr      Frühstück
  • 10 – 12 Uhr    1. Trainingseinheit
  • 12:30 Uhr       Mittagessen
  • 19 – 21 Uhr    2. Trainingseinheit

Dazu muss man sagen, dass diese Zeiten immer ein bisschen mit den Gebetszeiten fallen. Diese Zeiten sind bis zu 5 mal am Tag und verschieben sich jeden Tag ein paar Minuten. Zwischen diesen Zeiten haben wir natürlich noch das ein- oder andere zu tun. Atemschutzwerkstatt, Aus- und Fortbildung organisieren, Material- und Fahrzeugpflege, ein Haufen Dokumentation und natürlich was am Tag noch so anfällt.

Wo wir auch schon bei einem interessanten Thema wären: Beten! Das man hier in dem Land sehr gläubig ist und das dieser Glauben auf Allah und dem Koran beruht, muss ich euch glaube ich nicht erzählen. Was ich allerdings nie gedacht hätte – und was man in Deutschland davon auch nicht mitbekommt -, dass die Menschen hier gegenüber Andersgläubigen sehr tolerant ist und auch sehr offen mit ihrer Eigenen umgehen. Das finde ich unglaublich toll und auch interessant. Gut, ich könnte mich nicht dazu begeistern 5 mal und vor allem überall (ich sage einfach nur mal Fitness Studio, Autobahn und Einsatz) am Tag zu beten, aber irgendwie ist es ja auch schön.

Weiterhin bin ich seit gut einer Woche im Besitz einer Drivers license der VAE. Ich kann Euch sagen, dass war eine Katastrophe. Wo fange ich am Besten an… Am besten vorne! Um hier einen Führerschein zu bekommen, muss man sich den deutschen Führerschein erstmal ins arabische übersetzen lassen. Dafür haben wir den Führerschein erstmal eingescannt und an einen Translator nach Abu Dhabi geschickt. Nach gut einer Woche hatte dieser meinen Lappen auch fertig übersetzt. Wir sind also von hier aus 240 km nach Abu Dhabi gefahren, haben dem guten Mann 300 Dhs in die Hand gedrückt und sind wieder Heim. Ein paar Tage später bin ich mit Chris – an der Stelle nochmal großen Dank an ihn – nach Ghayathi ins Tamm Centre gefahren um meinen Führerschein ausstellen zu lassen. Nachdem wir dort angekommen sind, haben wir nach guter deutscher Manier eine Nummer gezogen und festgestellt das vor uns knapp 60!!! Wartenummern lagen. Ein netter Araber hat uns dann noch eine kleinere Nummer geschenkt, aber es hieß trotzdem 3,5h warten. Wir waren endlich dran und voller Stolz übergab ich der jungen Dame – also glaube ich zu mindestens, sie war verschleiert – meine Papiere. Nach einer gefühlten halben Stunde sagte mir die nette Frau, dass meine Übersetzung falsch wäre, weil das Ablaufdatum falsch wäre. UND DANN kam der Brüller des Tages, der mich jetzt noch zum lachen bringt. Sie fragte mich allen ernstes:“Haben Sie sich das vorher nicht mal durchgelesen?“ Ich glaube ich hab geguckt wie ein Auto, welches sich 38 mal überschlagen hat. Wer aufgepasst hat, wird meine Fassungslosigkeit verstehen. Der Führerschein war übersetzt! Auf Arabisch! Also kleine süße Schlangen mit Punkten drüber, dazwischen ein paar Zahlen. Naja, wir sind dann gefahren. Wenn ich in den letzten Wochen was gelernt habe, dann ist es Dinge einfach zu nehmen wie sie sind und mich nicht aufzuregen.

>>Wem das jetzt hier zu lang wird, sollte die Seite schließen, es geht nämlich noch weiter<<<

Wir haben also erneut Kontakt zum Übersetzer aufgenommen und diesen auf den Fehler hingewiesen. Er hat diese Übersetzung dann neu ausgestellt und wir konnten es eine Woche später abholen. Also nochmal 240 km hin und zurück. Ein paar Tage später bin ich mit Chris dann wieder nach Ghayathi ins Tamm Center. Gleiches Spiel, neues Glück. Diesmal nur 20 Wartenummern, aber trotzdem fast 2h gewartet. Die Frau erkannte mich wieder. Sie hat die Übersetzung dann so akzeptiert und wieder eine Weile im PC rumgetippt. Sie fragte mich dann, wo mein Gesundheitstest wäre. Dieses hatten wir nicht, da Chris und ein paar andere Kollegen den Test auch nicht vorweisen lassen.

Naja, wir haben dann ein Formular bekommen und sind ins nächste Krankenhaus gefahren. Dort wollte man direkt mal 1000 Dhs Kaution haben, damit ich in dem Krankenhaus nichts zerstöre oder dort bleibe – Was weiß ich. Wir haben das dann auf 500 runtergehandelt. Nach ein wenig Smalltalk mit der Frau am Schalter über unsere „Welcome-Welcome-Angelo“ (Das war O-Ton! Sie meinte unsere Bundeskanzlerin), kam ich dann auch endlich in die Untersuchungszimmer. Wieder eine Stunde später  und 250 Dhs ärmer, war ich fertig. Wir also wieder zurück ins Tamm Centre. Wir konnten das Formular direkt abgeben. Ich war dem Ziel so nahe!! Die Frage, wo die Übersetzung denn jetzt wäre, zog mir allerdings meine Beine weg. Sie war der Meinung, dass sie mir die gegeben hat. Chris und ich waren der Meinung, dass sie die behalten hätte. Wir haben natürlich erstmal ein wenig diskutiert und sie alles durchsuchen lassen. Ich hätte heulen können und habe uns schon wieder nach Abu Dhabi fahren sehen um die neue Übersetzung zu holen. Wir also widerwillig wieder ins KH gefahren um nach dem scheiß Ding zu suchen. Am Empfang hatte natürlich auch keiner was gesehen und der Arzt machte mir auch keine Hoffnung. Ich machte mich auf den Weg nach draußen als plötzlich der Securitymann hinterher gerannt kam. Und er drückte mir die Übersetzung in die Hand. Da haben diese Vollpfosten das einfach weg geworfen!!!

Wir also wieder zurück ins Tamm-Centre. Kleinlaut haben wir es dieser – immer noch netten – Dame überreicht. Man hat durch den Augenschlitz ihren Siegesblick gesehen. (Frauen sind doch überall gleich 😉 ) Nach weiteren 10 Minuten und 200 Dhs wurde mir dann ENDLICH mein Führerschein überreicht!!!

Zusammengefasst: Knapp 1300 km, 800 DHS (200 EUR) und bestimmt 18 Stunden hat das Projekt Führerschein gedauert.

2016-03-08 00.15.34

3 Gedanken zu “Der Alltag und der Führerschein

  1. Ohne Wüstenfahrprüfung und Kameltransport im Hänger unter Aufsicht??
    Och….-dachte das is schwieriger….! 🙂

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  2. Hallo Heiko, der Bericht hat mir heute echt den Tag gerettet. Ich musste wirklich lautstark lachen. Aber mit Ausnahme der 1300 km kannst Du das auch in Deutschland haben. In Berlin beim Bürgeramt, wie auch im Bürgerbüro wenn Du einen neuen Pass in Hannover haben willst. Ich sage nur Ledigkeitsbescheinigung. Die Wartezeiten bzw. Öffnungszeiten der Behörden und Ämter ist bei Euch auf jeden Fall besser. Auf jeden Fall toller Bericht.

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